Hatte man Anfang des Jahres noch mit einer Überversorgung durch die boomende Schieferölindustrie in den USA gerechnet, zeigt sich inzwischen, dass die Kürzungen der OPEC und Ihrer Partner den Markt mindestens ausbalanciert wenn nicht sogar eine leichte Unterversorgung etabliert haben. Starke Preiseinbrüche sind damit erst einmal nicht zu erwarten, zumindest so lange die Kürzungen bestehen bleiben. Zum Ende der Woche war dann allerdings an den Börsen die Luft raus, so dass die Preise am Freitag leicht abrutschten und heute zum Wochenauftakt etwas günstiger starten.
OPEC Kürzungen könnten über Jahresmitte hinaus bestehen bleiben
Am Wochenende kam die OPEC+ Gruppe zu einem technischen Meeting im aserbaidschanischen Baku zusammen, um die Wirksamkeit der aktuellen Produktionskürzungen und die weitere Zusammenarbeit zwischen OPEC und Nicht-OPEC Ländern zu besprechen. Das nächste offizielle Treffen wird dann im April stattfinden.
Vor allem der Saudische Ölminister Khalid al-Falih hat für eine Fortsetzung der Kürzungen geworben, auch über das momentane Enddatum im Juni hinaus. Saudi-Arabien wolle mit gutem Beispiel voran gehen und tun, was nötig sei, um den Markt in Balance zu halten. Saudi-Arabien hatte mit Abstand am meisten Öl vom Markt genommen und plant, die Mengen auch weiterhin zu reduzieren.
Was die Verlängerung der Kürzungen über Juni hinaus betrifft, fehlt den anderen Ländern offenbar der Enthusiasmus. Sowohl Iraks Ölminister Jabar al-Luaibi als auch Russlands Energieminister Alexander Nowak hielten sich bedeckt und wiesen darauf hin, dass es jetzt noch zu früh sei, eine solche Entscheidung zu treffen.
Russland liegt erst einmal mehr daran, die Formalitäten einer dauerhaften Zusammenarbeit mit dem Kartell in trockene Tücher zu bekommen. Viele kleinere Mitgliedsstaaten hatten sich in der Vergangenheit besorgt gezeigt, dass Russland schon jetzt zu viel Einfluss innerhalb der OPEC habe. Es könnte also durchaus schwierig werden, hier eine Einigung zu erzielen.
Kürzungen zeigen Wirkung, aber wie lange noch?
Klar ist, dass die Kürzungen der OPEC und ihrer Partner in den letzten Wochen und Monaten durchaus wirksam waren. Der Markt ist nach den Preiseinbrüchen Ende des vergangenen Jahres nun wieder in relativ stabiler Balance. Die Frage ist jedoch, wie lange noch.
Die Kürzungen haben das Symptom der niedrigen Preise erfolgreich behoben, die Ursache bleibt aber bestehen. Die US Ölförderung wächst nach wie vor stark und die Zunahme des Ölangebots auch aus anderen Nicht-OPEC Ländern wird das globale Nachfragewachstum weiter überschreiten.
Wenn die Kürzungen der OPEC Mitte des Jahres enden und dann in der zweiten Jahreshälfte in den USA zahlreiche Pipelines fertiggestellt werden, die den Transport von den Schieferölgebieten zu den Verladehäfen enorm beschleunigen, könnten die Ölpreise durchaus wieder unter Druck kommen.
Heizöl heute etwas günstiger zu haben
Wer zum Ende der Saison nochmal den Tank füllen möchte, könnte heute durchaus von günstigeren Preisen profitieren. Die etwas niedrigeren Rohölpreise und auch ein starker Euro machen Heizöl im Inland vergleichsweise günstig. 100 Liter kosten somit heute etwa 0,40 bis 0,50 Euro weniger als am Freitag.